Traumatherapie  Teil 2

Akut Behandlung in der Traumatherapie

 

 

Ich wende in der intensivierten Traumatherapie das Konzept der Dialektisch-Kognitiven Traumatherapie an.

 

Dabei werden ausschließlich als wissenschaftlich wirksam nachgewiesene Methoden der dialektisch behavioralen Therapie (DBT) und der kognitiven Traumatherapie kombiniert und in hoher Frequenz angewendet.

 

Die Therapie der PTBS gliedert sich in folgende Phasen:

Die intensivierte Therapie dauert in der Regel zwischen 4 bis 8 Wochen, wobei sie auch länger dauern kann. Je nach Schwere. 

 

Eingehende Diagnostik und individuelle Therapieplanung und -vereinbarung mit dem Patienten.

 

Training der emotionalen Belastbarkeit und Stabilisierung. Auseinandersetzung mit der Belastungssituation durch gezielt an die Belastbarkeit angepasste Konfrontationsmethoden der kognitiven Verhaltenstherapie. Erarbeitung und Training von Strategien, die eine Resistenz gegenüber einer erneuten Belastung bewirken. Psychotraumatologie und Traumatherapie. Traditionellerweise gab es bisher wenig Berührungspunkte zwischen den Neurowissenschaften und dem „mainstream“ der Psychotherapeutischen Schulen.

 

In der Akutpsychologie/Notfallpsychologie (= Wissenschaft vom Erleben und Verhalten des Menschen in Notfallsituationen) werden analoge Methoden für den Umgang mit Menschen nach Akuttraumatisierung genutzt.

 

 

Was ist Traumatherapie?!

„Traumatherapie“ bedeutet in erster Linie ein sehr strukturiertes Gesamtbehandlungskonzept, welches den Besonderheiten von Traumafolgekrankheiten Rechnung trägt.

 

Technisch sind in der Traumatherapie unterschiedliche Behandlungselemente, Übungen und Verfahren subsummiert.

 

Typischerweise ist eine traumatherapeutische Behandlung in Phasen aufgebaut:

Anamnese, Diagnostik, therapeutische Beziehung, Stabilisierung, Traumakonfrontation und Traumasynthese, Integration, Trauer und Neuorientierung. Traumatherapie ist keineswegs eine neue „Schule“ unter den zahlreichen Psychotherapie-Methoden, vielmehr ist sie eine spezifische Ergänzung, die sowohl mit tiefenpsychologischen Konzepten als auch mit kognitiven Therapiemethoden und

körpertherapeutischen Ansätzen gut kompatibel ist.

 

Traumatherapie ist aufgrund der psychotraumatologischen Theorienbildung notwendigerweise und konsequenterweise Schulenübergreifend.!

 

In den Forschungen zur Psychotraumatologie der letzten 20 Jahre konnte nachgewiesen werden, dass bei psychischer Traumatisierung mitunter dauerhafte Störungen der Informationsverarbeitung und der Speicherprozesse (= Gedächtnisleistungen) im Gehirn resultieren.

Das führt unter anderem dazu, dass traumatische Erlebnisse mitunter dem Alltagsbewusstsein nicht zugänglich sind, wohl aber bei bestimmten Signal-Reizen (Trigger) sich unwillkürlich als eindringliche (intrusive) Erlebnis-Erinnerungen aufdrängen (Flashbacks).

 

Solche Flashbacks und andere intrusive Symptome sind in der Regel durch herkömmliche Therapieverfahren nicht zugänglich bzw. kaum beeinflussbar.

 

In der Traumatherapie sollen jene wie abgekapselt vorhandenen traumatischen Erlebnisfragmente in kontrollierter und „portionierter“ Form der Verarbeitung zugänglich gemacht werden.!

 

Dazu ist es notwendig, in der ersten Phase der Stabilisierung eine Minimalkontrolle über die inneren Vorgänge wiederzuerlangen.

 

Das geschieht durch gezielte körperliche, kognitive und imaginative Übungen. Ziel ist die Wiederermächtigung über das eigene Innenleben und die Überwindung des Gefühls des Ausgeliefertseins an intrusive Symptome. Die ermutigende Erfahrung dabei:

 

Die Kontrolle über das Innenleben kann wiedererlangt werden.!

 

 

In der Phase der Traumakonfrontation und -synthese werden Ereignisse aus der Traumageschichte wiederholt in kontrollierter Weise bearbeitet. Es erfolgt aus dem stabilisierten Zustand heraus eine schrittweise Konfrontation und fraktionierte Begegnung mit Bildern, Gefühlen und kognitiven Leitsätzen aus der Traumageschichte.

 

Es wurden hierfür in den letzten Jahren verschiedene Techniken auf der Basis verhaltenstherapeutischer, hypnotherapeutischer (Screentechnik) und psychodynamischer (PITT) Ansätze heraus entwickelt. Mit EMDR steht hier auch eine neu entwickelte Technik zur Verfügung. Dadurch wird die Traumageschichte integrierbar in die Lebensgeschichte und wird wieder erlebbarer Teil der persönlichen Biographie.

 

 

Dieser Vorgang der Traumakonfrontation erfolgt in wiederholten, kleinen Schritten und ist naturgemäß schmerzhaft!

 

Dieser Prozess ist regelmäßig begleitet von Trauer und führt in die dritte Phase, die Phase von Trauer und Neuorientierung. Mitunter ist nach der Bearbeitung traumatischer Erlebnisse eine weiterführende konventionelle Psychotherapie vonnöten. Es gilt jedoch: „trauma first“ (Luise Reddemann), da die (unbehandelten) Folgewirkungen traumatischer Erlebnisse die erfolgreiche Durchführung einer konventionellen Therapie blockieren können.